Eines Stand für mich fest: Die Masterarbeit wird praktisch. Wenn ich schon einmal mehrere Monate Zeit habe und mit „Medien- und Spielekonzeption“ einen super praxisbezogenen Master studiere, soll sich das auch in der Abschlussarbeit widerspiegeln.
Meine thematische Entscheidung fiel auf „Newsgames“. Die perfekte Verbindung meines Journalistik-Bachelors mit dem Master. Aber was genau ist das eigentlich ein „Newsgame“? Was genau will ich da konzipieren und umsetzen? Das möchte ich euch in diesem Artikel näher bringen, als Start-Eintrag zu meiner entstehenden Abschlussarbeit. Damit ihr eine genauere Vorstellung davon bekommt, was ich vorhabe.
Was sind „Newsgames“?
„Da fällt in China ein Sack Reis um und du willst über diese Nachricht ein Spiel machen“, sagte einer meiner Kommilitonen schmunzelnd, als ich ihm davon erzählte, dass ich ein Newsgame umsetzen möchte. Mit einer Anmerkung hat er Recht: Es geht darum, eine Nachricht zu transportieren. Aber: Nicht jedes Thema eignet sich dafür.
Marcus Bösch, Entwickler des ersten deutschen Newsgames (PRISM – The Game; Game-Studio: the Good Evil) hat es in einem Interview mit C3 auf den Punkt gebracht:
„Man sollte ein Thema suchen, wo es messbare Daten gibt. Und man sollte nach Verben Ausschau halten, am Besten nicht so offensichtliche wie „springen“, „schießen“ oder „schlagen“. Dann sollte das Thema über den Tag hinaus eine Relevanz haben. Bisher gab es Newsgames beispielsweise zum Israel/Palästina-Konflikt, zu Drogenkartellen in Lateinamerika oder zu PRISM. Das sind alles Themen, die journalistisch länger haltbar sind als ein paar Stunden oder Tage.“
Das bedeutet letztendlich, dass sich komplexe, systematische Sachverhalte (z.B. der Staatshaushalt), anhaltende Konflikte (z.B. Umgang mit Daten) und weitreichende, emotionale Ereignisse (z.B Naturkatastrophen) für ein Newsgame eignen – zu jedem dieser Beispiele existiert bereits eines (siehe Verlinkungen). Daraus folgt aber auch, was sich als Newsgame-Thema nicht eignet: Kurzweilige Nachrichten, wie „Wir sind Papst“, unbedeutendere Ereignisse und News ohne letztendliche Tiefe, wie „Zebra-Baby in Zoo XY geboren“.
Ian Bogost, der das Buch „Newsgames – Journalism at Play“ geschrieben hat, definiert diese Art der Spiele wie folgt:
„Newsgames is just a name for games to use in the context of journalism. And I mean that in the broadest sense. Serious games or educational games name a somewhat more vague idea of games doing something „outside entertainment“ or „for learning“, but Newsgames serve the interest of journalism.“
Newsgames grenzen sich also auch von den Serious- und Educational Games, ebenso den Persuasive Games, ab, haben auch ein Gemeinsamkeiten mit ihnen. Sie alle wollen beispielsweise mehr als nur zu unterhalten. Sie wollen eine ernsthafte Botschaft vermitteln. Eine Nachricht. Und Newsgames wollen das ganz im Sinne des Journalismus.

Was macht ein Newsgame aus?
Simon Sturm listet in seinem Werk „Digitales Storytelling“ auf, was so ein Newsgame ausmacht und ich euch kurz für das bessere Verständnis zusammenfassen möchte:
- spielerischer Zugang zu journalistischen Inhalten
- nicht nur Unterhaltung & Spaß, Ergänzung für digitales Storytelling
- geht darum Nachricht „erfahrbar“ zu machen
- sprechen soziale & emotionale Aspekte an, bleiben in Erinnerung
- Flow-Erleben: Positiver emotionaler Zustand
- Nachteil: Je nach Umfang sehr aufwändig zu produzieren
Journalismus + Games = ?!
Aber kann diese Kombination von Journalismus und Games gut gehen? Werden dabei nicht vielleicht journalistische Werte über Bord geworfen, wenn der Fokus auf den Faktoren und Ideen eines Spiels liegt? Kann dann überhaupt noch eine gewisse Tiefe erreicht werden, wenn die Nachricht auf wenige Aspekte für das Game heruntergebrochen wird? Genau das möchte ich im theoretischen Teil meiner Masterarbeit betrachten. Wo liegen die Chancen, aber auch die Gefahren bei der Verschmelzung von Spiel und Journalismus?
Ich bin gespannt auf welche Antworten ich dabei stoßen werde. Das Thema überlege ich derzeit noch, auch das genaue Konzept ist noch in der Planung. Dazu zählt auch die Auswahl/Suche eines Zweitprüfers, wie ein Verlag, Medienhaus oder ein Game-Studio. Gerne würde ich mit dem oben genannten Marcus Bösch – der sowohl Journalist, als auch Entwickler ist – ein qualitatives Interview führen, da er meiner Meinung nach eine wichtige Einschätzung für meine letztendliche Forschungsfrage liefern kann. Verfolgen könnt ihr das Ganze weiterhin unter meiner Blog-Kategorie „Newsgames“.
— Update: 6. Oktober: Literatur-Beginn —
Start der Literatur-Recherche und des Lesens: Begonnen habe ich mit einem der Bücher zum Thema von Ian Bogost, Simon Ferrari und Bobby Schweizer, das ich euch für den Einstieg sehr empfehlen kann. Du findest es hier: „Newsgames“.
Du hast noch weitere Fragen zu Newsgames oder Ideen/Anregungen/Feedback zu meiner geplanten Masterarbeit? Gerne her damit. Entweder als Kommentar unter diesen Blog-Eintrag, per E-Mail (johanna.daher@gmx.de), via Kontaktformular oder über die sozialen Kanäle.
5 Gedanken zu „Masterarbeit: Was sind Newsgames?“