Hamburg. Innovation. 4 Keynotes. 5 Workshops. Journalist*innen. Zum aller ersten Mal war ich bei der Innovationskonferenz „Scoopcamp“ von Next.Media Hamburg und der Deutschen Presseagentur (dpa), die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert hat. Die wichtigsten Infos, die ich von dieser Journalismus-Konferenz mitnehme, möchte ich euch hier weitergeben. Für einen noch visuelleren Einblick, könnt ihr euch auch das dazugehörige YouTube-Video anschauen:
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Keynote 1: Jochen Wegner
Jochen Wegner wurde vor seiner Keynote zum Thema „Was sollen wir tun? Journalismus für das 21. Jahrhundert“ mit dem scoop-Award für seine herausragende, innovative Arbeit als Chefredakteur von ZEIT ONLINE ausgezeichnet.
Herzlichen Glückwunsch! @Jochen Wegner erhält scoop Award 2018. Unter anderem für #DeutschlandSpricht @zeitonline #scoop18 #verdient pic.twitter.com/ScNki3FFBn
— dpa_unternehmen (@dpa_unternehmen) September 27, 2018
Was ich besonders von seinem Talk mitnehme, sind zwei Dinge:
1.) Die Art wie die ZEIT ONLINE-Redaktion aufgebaut ist. Es gibt keine Konferenztische mehr, da die Praktikanten dadurch immer nur in der zweiten Reihe saßen. Dafür gibt es Sitzhocker, Post-Its und Zettel werden bei der Produktentwicklung auf einer Tischtennisplatte platziert. Außerdem gibt es keine Workshops, sondern sogenannte „Themen-Inseln“, die auch vom Praktikanten einberufen werden können. Das könnt ihr euch hier im Tweet anschauen:
Keinen Konferenztisch, Sitzhocker und Produktentwicklung auf einer Tischtennisplatte. @Jochen Wegner gibt Einblick in die Arbeit bei @zeitonline. Es gibt keine klassischen Workshops, sondern Themen-Inseln. Die können auch von Praktikanten einberufen werden. #scoop18 #Journarrator pic.twitter.com/tZAkguDgKO
— Johanna Daher: Nazis raus! (@JohannaDaher) September 27, 2018
2.) Die Menschen stehen im Vordergrund. Auf der Homepage von ZEIT ONLINE werden die User jeden morgen gefragt, wie es ihnen heute geht. Darauf können sie mit „Gut“ oder „Schlecht“ antworten. Danach können sie weitermachen und ein Keyword zu ihrer getroffenen Wahl angeben, zum Beispiel „Traurig“, „Deprimiert“, „Fröhlich“, „Begeistert“. Seit neustem ist es in einem dritten Schritt möglich, eine E-Mail-Adresse anzugeben. Manche User werden von der Redaktion kontaktiert und anschließend besucht. Dass die Menschen so eine wichtige Rolle einnehmen, wurde auch bei ihrem Projekt „Deutschland spricht“ deutlich. Außerdem, so Wegner, wurden nicht die Artikel mit mega Metaebene auf ihrer Homepage am besten geklickt, sondern die mit den persönlichen, menschlichen Geschichten. Zum Beispiel: Ein Sachse, der keine Frau findet oder eine alte Dame, die zum letzten Mal zum Bankautomaten geht, weil er geschlossen wird.
#scoop18: @Jochen über „Wie geht es uns?“ bei @zeitonline pic.twitter.com/DGIjUeUu8T
— Alexander Blum (@boulevard_blum) September 27, 2018
https://twitter.com/bmzimmermann/status/1045228660372824064
Keynote 2: Marius Thorkildsen
Als zweiter Speaker war Marius Thorkildsen, Digital Engagement Manager Schibsted. Sein Thema: „Converting casual readers into engaged subscribers: How Aftenposten have worked to reach a record number of digital news subscribers“. Die zwei wichtigsten Punkte aus seiner Keynote:
1.) Die User interessieren sich sehr für Naturkatastrophen, zum Beispiel ein starkes Unwetter, und wie es sich bei ihnen vor Ort auswirkt. Deshalb packen manche Medienhäuser die Artikel zu dem Thema hinter ihre Paywall, also Bezahlschranke, und sind damit recht erfolgreich. Eine Überlegung wert?
Strong message – @Aftenposten will put live storm desaster coverage behind the paywall (as opposed to @nytimes deciding to open up their paywall during natural disasters) #scoop18 @marius_t pic.twitter.com/8zdAAwge9Z
— Martin Virtel (@mvtango) September 27, 2018
2.) Es gibt laut Thorkildsen drei Gründe, wieso Nutzer*innen Online nicht für journalistische Inhalte bezahlen:
- Es gibt zu viele kostenlose Artikel im Internet, so dass sie nicht die Notwendigkeit sehen, bei einem Medienhaus zu zahlen.
- Die Qualität der Inhalte ist ihnen nicht gut genug. Das Problem ist hier, so Thorkildsen, häufig, dass die Redaktionen super guten Content nur hinter die Paywall packen. Diejenigen, die nicht bezahlen, sehen diese qualitativ hochwertigen Beiträge aber nie. Sie müssten das Abo auf Verdacht abschließen. Dafür sind aber viele nicht bereit.
- Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht. Die UX, also User Experience, ist also nicht gut genug.
.@Marius_T describes why users do not pay for journalistic content online:
1.) So much free content
2.) Quality not good enough (and sometimes they don’t see the super great content, because it’s behind the #paywall)
3.) User experience not good enough#scoop18 #Journarrator pic.twitter.com/QkYeOuKdUk— Johanna Daher: Nazis raus! (@JohannaDaher) September 27, 2018
Keynote 3: Nonny de la Peña
Wie ich euch auf Instagram vor der Konferenz bereits erzählt habe, habe ich mich besonders auf den Talk von Nonny de la Peña gefreut. Sie ist DIE Pionierin von Virtual Reality mit Journalismus und die Gründerin der „Emblematic Group„. In ihrer Keynote hat sie die super spannenden Beispiele gezeigt. Wenn ihr die etwas genauer, als in den hier eingebetteten Tweets, sehen wollt, könnt ihr beispielsweise oben das YouTube-Video nutzen. Von ihr nehme ich mit:
1.) Im Virtual- und Augmented-Reality-Bereich ist in Kombination mit Journalismus noch sooo viel möglich. Das schöpfen wir nicht ansatzweise aus aktuell.
Wie Journalisten mit augmented reality & immersive journalism Informationen über Orte vermitteln können, die sie selbst nicht besuchen dürfen, zeigt @NonnyDLP u.a. am Beispiel von #Guantanamo. Genial, aber auch spooky. #scoop18 pic.twitter.com/2CqDHqTxVp
— Michael Wollny (@MichaWollny) September 27, 2018
https://twitter.com/JuliaMandil/status/1045253823399424001
2.) „Get women involved“, hat sie am Ende ihrer Präsentation gesagt. Ich persönlich habe dem nichts hinzuzufügen. Sie macht immer wieder die Erfahrung, dass die Branche sehr von Männern dominiert wird und wünscht sich mehr aktive Frauen.
„The Oculus Rift founder received credit and billions for his invention but no woman involved in the research process was mentioned – again.“, @ImmersiveJourno. #scoop18 #womenintech #storytelling #vr #ar #immersiveJournalism pic.twitter.com/nWjKVgb75Z
— Isger Janson (@isgerjanson) September 27, 2018
Keynote 4: Sally Lehrman
Das Anliegen, das Sally Lehrman, Gründerin von „The Trust Project„, hat, passt perfekt zum Journarrator-Projekt. Und zwar gibt es das Problem, dass viele Menschen den Medien nicht mehr Vertrauen. Um sich wieder anzunähern und das Vertrauen zurückzugewinnen, rät sie Folgendes:
1.) „Sprecht mit den Menschen.“ Die persönliche Beziehung spielt in diesem Prozess eine ganz fundamentale Rolle. Dazu zählt auch, dass der Journalismus transparenter werden muss. Viele User haben nämlich auch Fragen an die Journalist*innen, wie sie auf einer Folie zeigt:
Viele Menschen haben das Vertrauen in Medien und Journalisten verloren. @bestwrit berichtet @scoopcamp, wie das @_trustproject das ändern möchte. Am Anfang steht: Reden mit Menschen. Im Hintergrund zeigt sie die Fragen von ihnen an uns Journalist*innen. #scoop18 #Journarrator pic.twitter.com/ZLjW0fkGaR
— Johanna Daher: Nazis raus! (@JohannaDaher) September 27, 2018
2.) Außerdem ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass es nicht den einen User gibt, sondern sie alle unterschiedlich sind. So haben die Nutzer*innen beispielsweise auch eine andere Einstellung zu Nachrichten. Das ist für die Gespräche mit ihnen entscheidend.
Wie kann Journalismus Vertrauen zurückgewinnen? Hinterfragen wir unsere eigene Perspektive, sagt @bestwrit beim #scoop18 #solokarpfen18 pic.twitter.com/Lz0dtKiUjK
— Peter Schink (@peterschink) September 27, 2018
Die Workshops und die Schlussdiskussion
Nach den vier Keynotes gab es zwei Sessions, bei denen insgesamt fünf Workshops zur Verfügung standen. Ich war bei „Neue Technologien und kreatives Denken im redaktionellen Alltag“ (Christian Heise & Kerstin Saathoff, Google News Initiative) und dem Anfang von„AR und VR als neue Werkzeuge für eine bessere Kommunikationsbasis“ (Matthias Kuhr, nextReality.Hamburg). Wieso nur am Anfang? Weil ich plötzlich einen wichtigen Termin in Hamburg bekommen habe, von dem ich dir an dieser Stelle aber leider noch nicht genauer berichten kann, da sich noch einiges entscheiden muss. Die Info bekommst du dann aber, sollte es wirklich etwas zu verkünden geben.
Für Infos zu den Workshops möchte ich dir einige Tweets der Teilnehmer*innen mitgeben:
„Von Ambient News und Heimatgefühlen – darum ist das HHLab kein StartUp, sondern ein StartDown“ (Soenke Schierer & Miriam Richter, HHLab NOZ digital)
Beim @HHLAB_de wird das gemacht, was in vielen Branchen normal ist – es wird geforscht. Wie wichtig ist aber das Ausprobieren, Experimentieren und Testen beim Innovationsprozess? Das haben wir @soenxn und @RiMini001 (HHLab @noz_de Digital) beim #scoop18 gefragt. pic.twitter.com/1YsATC36lm
— nextMedia.Hamburg (@NextMediaHH) September 27, 2018
Die erste Teilnehmerin für unseren #workshop beim @scoopcamp ist schon da 👻 #scoop18 (mri) pic.twitter.com/xf40uo4v1n
— HHLab (@HHLAB_de) September 27, 2018
„Neue Technologien und kreatives Denken im redaktionellen Alltag“ (Christian Heise & Kerstin Saathoff, Google News Initiative)
Was ich u. a. auf dem Innovationsworkshop mitgenommen habe 😉 Danke @christianheise und @koerschtin, ihr habt das sehr nett und unterhaltsam gestaltet! #scoop18 (sei) pic.twitter.com/7Rfxctcd0y
— medium magazin (@mediummagazin) September 27, 2018
Keine Angst haben groß zu denken #scoop18 pic.twitter.com/uD8MV0ICtR
— Antonia Beckermann (@abeckermann) September 27, 2018
„My Country talks – wir entwickeln gemeinsam eine mobile App für politischen Dialog – ein Design Thinking Workshop“ (Holger Wiebe, Thomas Strothjohann, ZEIT ONLINE)
#Deutschlandspricht bringt Nutzer, die sich digital (mis)matchen, in der Offline-Welt zusammen. Der einzige Weg aus der Filterblase, Holger Wiebe und @TStrothjohann? #scoop18 #hamburg pic.twitter.com/ZOLYkYIe32
— nextMedia.Hamburg (@NextMediaHH) September 27, 2018
Schön war's bei #scoop18!
Wer noch etwas in Erinnerungen schwelgen möchte, kann unser Interview mit Holger Wiebe von @zeitonline über #DesignThinking im Journalismus nachlesen, das wir vorab als Medienpartner geführt haben.https://t.co/MmiurfG5TI— Murmann Verlag (@MurmannVerlag) September 27, 2018
„AR und VR als neue Werkzeuge für eine bessere Kommunikationsbasis“ (Matthias Kuhr, nextReality.Hamburg)
#scoop18: Matthias Kuhr von @nextRealityHH über VR, AR und den virtuellen Herrn Lindley. pic.twitter.com/uajn5glaD4
— Alexander Blum (@boulevard_blum) September 27, 2018
https://twitter.com/bmzimmermann/status/1045293019635830785
„Was Verlage aus der Interaktion mit den Lesern lernen können – Articlescore und DataScience für erfolgreiche Inhalte (Manuel Conrad, Merkurist & Yannik Dillinger, Schwäbische Zeitung)
Vom User lernen. "Miss es oder vergiss es!". Articlescore und Data Science mit @ydillinger von meiner Heimatzeitung @Schwaebische. Sehr spannende, datenbasierte Content-Analyse als Orientierung für die eigenen Redakteure ersetzt aussageschwache daily Klick-Mails. #scoop18 pic.twitter.com/M8y6NhmffX
— Michael Wollny (@MichaWollny) September 27, 2018
Frage vs. Aufforderung: Die Frage gewinnt 10:1.
Stellt @Merkurist_biz-Mann Conrad fest.
Kann man sich ja auch beim Einfallstor zu journalistischen Inhalten zunutze machen. #Scoop18 #QuestionMarketing pic.twitter.com/yb7kmVRwTi— Robin Alder (@RobinAlder) September 27, 2018
Die Abschlussdiskussion: Roland Freund (dpa), Joachim Dreykluft (sh:z), Thomas Schmidt-Broer (XING), Stefan Niggemeier (Übermedien) und Pia Frey (Opinary) redeten über wichtige Trends und Entwicklungen der Medienbranche, Moderation: Daniel Bröckerhoff
Sind wir zu kompliziert?
Sind wir zu unverschieden?
Haben wir nicht die richtigen Formate?3 Fragen von @Dreykluft und @RolandFreund für einen erfolgreichen, d.h. in einem der Großteil der Bevölkerung angenommen Journalismus im Abschlusspanel beim #scoop18. #dasmitmedien pic.twitter.com/1S2qAS28sl
— Marc Eppler (@mrcpplr) September 27, 2018
Qualität ist nicht unbedingt das, was sich am besten verkaufen lässt, sagt @Dreykluft. „Wir Journalisten glauben immer, dass das, was uns besonders viel Arbeit macht, auch besonders wertvoll ist. Das sieht der Leser aber oft anders.“ #Scoop18 #ScoopTalk pic.twitter.com/wqJ25NNCsf
— Jens Petersen (@jenspetersen) September 27, 2018
„Wir brauchen mehr so Sachen, über die ‚alte Redakteure‘ sagen würden: ‚das nehme ich nicht ab!‘“ sagt @doktordab. Und @evaschulz so „💪🏻“.
Tolles Schluss“wort“ des #ScoopTalk-s.#scoop18 @NextMediaHH @scoopcamp
— (((david j k))) (@spatzennest) September 27, 2018
Danke für ein zehntes Mal @scoopcamp in #Hamburg. Hier fünf spannende Erkenntnisse vom #scoop18. pic.twitter.com/wOhfUunJPt
— nextMedia.Hamburg (@NextMediaHH) September 28, 2018
Die wichtigsten Ergebnisse des beim #scoop18 vorgestellten Media Worker Report 2.0 im Bewegtbild 🎦. Die vollständige Studie könnt ihr euch kostenlos auf https://t.co/Vi1VQnYZio herunterladen. #dasmitmedien #hamburg pic.twitter.com/SxRcJtKmF2
— nextMedia.Hamburg (@NextMediaHH) September 28, 2018
Ihr schafft es nicht nach Hamburg? Kein Problem!
Das zehnte scoopcamp könnt ihr auch ganz bequem am Schreibtisch verfolgen. Der Livestream ▶️▶️▶️ https://t.co/2Si9SP3fRX#scoop18 #dasmitmedien— scoopcamp (@scoopcamp) September 27, 2018
Ausblick: Newsgames-Reihe dank Masterarbeit
Vielleicht liest du ja neben dem Blog auch noch meine sozialen Netzwerke. Dann ist die Nachricht hier für dich keine neue. Ich habe die Anmeldeunterlagen für meine Masterarbeit zum Thema „Newsgames“ – also Spiele für den Journalismus – beim zuständigen Dezernat der Hochschule Harz abgegeben. Das bedeutet: Ich habe jetzt fünf Monate Zeit, um die Masterarbeit zu schreiben. Deshalb wird es jetzt vor allem auf YouTube und Instagram, aber auch hier auf dem Blog, Twitter und Facebook eine „Newsgames-Reihe“ geben. Ich nehme dich mit in die Masterarbeit, erzähle dir genauer, was das für Spiele sind, wie Journalist*innen Nachrichten auswählen, und und und. Je nach Kapitel. Ich hoffe du begibst dich mit auf die Reise! Falls du schon einen ersten Einblick erhaschen möchtest: Vor einiger Zeit habe ich dir hier auf dem Blog mal aufgeschrieben, was Newsgames eigentlich so sind (Artikel: „Masterarbeit: Was sind Newsgames?“).
Du hast weitere Fragen oder Anmerkungen zum Scoopcamp 2018? Gerne. Kommentiere diesen Artikel, nutze das Kontaktformular oder meine Social-Media-Accounts als Anlaufstelle. Ich freue mich von dir zu hören.
Quelle Beitragsbild: Collage von Johanna Daher, die Rechte für das Scoopcamp-Logo liegen bei den Veranstaltern.