Jonas Fiedler (19) hat während seiner Schulzeit die Plattform „shareforus.net“ programmiert, um Schülern und Lehrern bei der Kommunikation und dem Datei-Austausch zu helfen. Welches Problem er damit löst und wie auch andere Schulen als sein Gymnasium in Olpe das Ganze für sich nutzen können, erzählt der zukünftige Wirtschaftsinformatik-Student in diesem Interview.
Wie bist du auf die Idee gekommen?
Jonas Fiedler: „Ich habe aus dem eigenen Bedarf heraus die Plattform „connect-friends.net“ [Anmerkung: Sie hieß zu Beginn so.], jetzt „shareforus.net“ entwickelt. Auf der können Schulkurse Inhalte teilen. Der Hintergrund war: Ich bin für die Oberstufe aufs Gymnasium gewechselt. Da lief dann viel über bekannte Messenger ab, also der Austausch mit den Lehrern, zum Beispiel bei Fragen. Und da ich selber bis auf Twitter – und auch das erst seit letztem Jahr November – kein soziales Netzwerk nutze, brauchte ich halt eine Alternative. Dann habe ich mit ein paar Lehrern darüber gesprochen. Mein ehemaliges Netzwerk [connect-friends.net], das eigentlich so zum Austauschen mit Freunden gedacht war, habe ich dann umbebaut und für Schulklassen optimiert. Man kann in den Gruppen jetzt Dateien austauschen, ich habe eine Kommentar- und Suchfunktion eingebaut. Ich habe es dann im vorletzten Schuljahr mit ein paar Kursen von mir probiert. Das wurde gut angenommen und hat uns auch einen Mehrwert geliefert. Danach habe ich es dem Schulleiter und dem gesamten Lehrkollegium vorgestellt – jetzt wird es auf der Schule so in etwa 25 Kursen genutzt. Über meine Lehrerin Sonja Hennig, bin ich auf Twitter aufmerksam geworden und habe auch da Lehrer gefunden, die das Ganze testen. Mit ihrem Feedback habe ich die Plattform diesen Sommer weiter umgebaut.“

Was ist denn für die Lehrer und Schüler der Vorteil daran, wenn man deine Plattform anstatt einen anderen Messenger nimmt?
„Meine Plattform konzentriert sich im Vergleich zu den anderen aufs „File-Sharing“. Also, dass man wirklich darauf nur den Fokus setzt. Zudem ist sie sehr einfach und übersichtlich gestaltet. Das heißt, sie kann sowohl von Oberstufenschülern, als auch von Schülern aus der sechsten, siebten Klasse genutzt werden. Sie ist also wirklich sehr einfach aufgebaut. Die Website ist im Gegensatz zu Apps browserbasiert. Deshalb kann sie von jedem Gerät aus, also vom Computer, Handy, Tablet, Smartboard in der Schule und so, genutzt werden.“
Wie bist du zum Programmieren gekommen?
„Ich habe mir so mit 15 das Programmieren von Webseiten selber beigebracht – mithilfe von YouTube-Videos und Büchern. Ich habe dann erste, kleine Webprojekte für mich selber entwickelt. An meinem 16. Geburtstag habe ich die erste Version der Plattform online gestellt. Sie hatte wirklich nur Grundfunktionen. Programmiert habe ich die Homepage mit den gängigen Sprachen HTML, CSS, PHP, Javascript und zusätzlich noch SQL.“
Wie lange hast du dann bis zur aktuellen Version gebraucht?
„2016 war die erste Version – bis jetzt in 2019 habe ich kontinuierlich daran gearbeitet, die Plattform weiterentwickelt und mir immer wieder Feedback reingeholt.“

Was ist dein Ziel mit der Plattform? Denn scheinbar machst du jetzt auch nach deiner Schulzeit noch weiter mit dem Projekt.
„Ja. Mein Ziel ist es, damit den Lehrern und Schülern einen Mehrwert zu bieten. So dass dieser Datei- und Informationsaustausch einfacher wird. Dass weniger Schüler Infos verpassen. Das Ganze also weiter auszubauen, noch mehr Leuten zur Verfügung zu stellen, damit sie auch davon profitieren können. Weil ich einfach sehe, dass es bei uns gut funktioniert hat. Und das ist als Entwickler das Schönste: Wenn man sieht, dass die eigene Plattform auch genutzt wird, dass sie anderen Leuten hilft. Das kriege ich auch oft bestätigt. Kommerzielle Absichten habe ich damit nicht. Finanzieren tue ich das zur Zeit selber. Ich habe die Server-Kosten. Ich überlege für die Zukunft, ob ich das vielleicht so wie Wikipedia mache – also mit Spendenaktionen.“
Wenn ich jetzt Lehrer oder Schüler bin, wie kann ich deine Plattform nutzen? Was muss ich tun?
„Rein theoretisch könnte man sofort anfangen. Man ruft die Website auf, muss sich ein Mal anmelden und bekommt eine Bestätigungsmail. Da klickt man auf den Link drauf, wie man es auch von anderen Anmelde-Verfahren kennt. Dann kann man eine Gruppe erstellen. Da müssen die Schüler nach ihrer Anmeldung beitreten. Man kann die Gruppe entweder offen oder geschlossen erstellen. Ich empfehle die Gruppe immer erst offen zu erstellen, damit wirklich alle Schüler beitreten können. Wenn alle drin sind, kann dann die Gruppe geschlossen werden. Ich habe den Ablauf meinen Lehrern persönlich erklärt, damit sie wissen, wie das Ganze funktioniert. Sind die Lehrer an Schulen weiter weg, skype ich mit ihnen, damit sie einfach so eine kleine Einführung bekommen. Dann wissen sie auch, wer der Ansprechpartner bei Fragen ist. Man kann auch einfach direkt starten, ich persönlich finde es bloß besser, wenn man vorher darüber gesprochen hat. Dass sich jeder Schüler anmelden muss, hängt damit zusammen, dass sie – wenn sie das wollen – bei neuen Beiträgen und Kommentaren eine E-Mail bekommen.“
Ich habe so das Gefühl, weil du am Anfang meintest, dass Leute die Plattform derzeit testen, dass du auf der Suche bist. Also nach Testern, Usern und Co. Ist das so?
„Genau. Also ich habe das bisher immer so gemacht, dass ich die Plattform in den Sommerferien überarbeitet habe. Dann testen sie wieder Leute. Zu Weihnachten möchte ich wieder so eine Feedback-Runde machen. Die Rückmeldungen habe ich von Lehrern und Schülern übers Internet bekommen. Das ist nämlich auch so ein Alleinstellungsmerkmal meiner Seite: die Lehrer und Schüler gestalten sie aktiv mit. Mit ihrem Feedback können sie an der Weiterentwicklung teilhaben. Im Optimalfall ist es so, dass der einzelne Lehrer die Plattform dann cool findet und Kontakt zu weiteren Lehrern an der Schule herstellt.“
Wie viele Leute nutzen deine Plattform denn aktuell?
„Also angemeldete User-Profile gibt es derzeit um die 800. Es ist aber ein bisschen schwer zu sagen. Ich habe noch die alten Werte mit drin, als die Plattform noch in der ersten Version war. Da ist mein Jahrgang noch mit drin, der jetzt ja Abitur gemacht hat. Ich kann nur schätzen, dass von denen etwa 400 bis 500 die Plattform derzeit aktiv nutzen. Das neue Schuljahr fängt jetzt ja auch erst langsam wieder an. Das wird sicherlich noch über die 1.000 User gehen.“
Vielleicht gibt es Leute da draußen, die gerade Schüler sind und wie du so eine richtig coole Idee haben. Hast du einen Tipp für sie, zum Beispiel, wenn sie erst anfangen mit dem Programmieren?
„Gute Frage. Ich denke: Einfach viel ausprobieren. Also ich denke, das Wissen ist auf jeden Fall vorhanden. Es gibt so viele YouTube-Tutorials, die zum Beispiel Schritt für Schritt zeigen, wie man eine Webseite bauen kann. Ich finde, dass man da sehr viele Möglichkeiten hat. Programmieren ist dahingehend cool, dass man eine Idee hat, die umsetzen kann und am Ende des Tages sieht, was man alles geschafft hat. Ich habe es auch einfach probiert. Klar gibt es immer wieder Leute, die sagen: „Das bringt nichts! Du kommst nicht weiter.“ Aber ich denke, wenn man dranbleibt, passt das alles. Es müssen ja auch keine Webseiten sein, sondern beispielsweise auch Apps. Vielleicht ist das als Einblick auch ganz gut, wenn man sich dabei erstmal spielerisch ausprobiert.“
Gibt es sonst noch etwas, das du meinen Blog-Lesern gerne sagen möchtest?
„Erstmal bedanke ich mich bei dir natürlich, dass wir das Interview hier führen konnten. Ich denke, es ist einfach auch nochmal eine große Chance, noch mehr Leuten von dem Projekt erzählen zu können. Das ist einfach wichtig, dass noch mehr davon erfahren. Ich freue mich wirklich über jeden einzelnen Schulkurs, jeden einzelnen Lehrer, der die Plattform benutzt. Das ist eine so große Motivation, um an der Seite weiterzuarbeiten. Eine Geschichte noch, die gut passt: Vor Weihnachten ist bei uns häufiger Französisch ausgefallen, es stand aber eine Klausur an. Ich habe der Lehrerin dann vorgeschlagen, es mit der Webseite zu probieren. Das hat dann wirklich gut dabei geholfen, sich für die Klausur über die Ferien vorzubereiten. Sie hat da Übungen und Co. hochgeladen. Man merkt sowohl als Lehrer, als auch als Schüler, dass man eine enorme Arbeitserleichterung und Zeitersparnis hat. Es hilft einfach richtig weiter.“
Apropos Zeit: Vielen Dank, dass du dir auch die Zeit für dieses Interview genommen hast.
Du hast noch weitere Fragen oder Feedback zur Plattform „shareforus.net“? Gerne. Immer her damit! Kommentiere diesen Artikel, nutze das Kontaktformular oder meine Social-Media-Accounts als Anlaufstelle. Ich freue mich von dir zu hören.
Quelle Beitragsbild: Jonas Fiedler