#NR18: Von „Internet of Things“ bis „Virtual Reality“

Es war mein erstes Mal. Zum ersten Mal Netzwerk Recherche (#NR18). Hunderte Leute, viele Gespräche und Talks mit mega spannenden Themen. Vor allem aus Bereichen, die man vorab vielleicht gar nicht so auf dem Schirm hatte. Ja, ich kannte vorher „Internet of Things“, aber ich hatte bis dato nicht darüber nachgedacht, wie man alltägliche Gegenstände zum Transportieren von Nachrichten nutzen kann. Kleiner Spoiler vorab: Ja, „Nachrichten auf dem Kühlschrank“ von Joachim Dreykluft (SHZ), Marco Maas (Datenfreunde) und Jakob Vicari (freier Journalist) ist definitiv mein Lieblingstalk, der mich thematisch auch noch lange nach der Netzwerk Recherche begleiten wird. Und, ebenfalls vorweg, eine Empfehlung: Geht im kommenden Jahr definitiv auf dieses Event nach Hamburg. Ihr werdet es nicht bereuen.

Jetzt will ich euch aber kurze, thematische Einblicke geben und zwar mit Hilfe der Vorträge, bei denen ich war. Jeder hat dafür eine Zwischenüberschrift, damit ihr euch besser orientieren könnt. Natürlich gab es noch viel, viel mehr – da konnte ich aber leider nicht überall dabei sein. Wenn ihr möchtet, könnt ihr euch auch hier zunächst mein Video mit ein paar Eindrücken anschauen:

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*KURZ NOTIERT: Ja, ich werde jetzt vermehrt Videos als „Journarrator“ erstellen und besonders auf YouTube und Instagram TV (IGTV) hochladen. Falls ihr mir da noch nicht folgt: Macht das gerne – ich freue mich sehr auf euch und euer Feedback!

Und: Einige Talks wurden im Live-Stream gezeigt, ihr könnt sie euch hier nachträglich anschauen: „Videos #NR18“. Außerdem gibt es ein Konferenz-Pad mit spannenden Notizen und Tools.

„Nachrichten auf dem Kühlschrank“

Speaker: Joachim Dreykluft (SHZ), Marco Maas (Datenfreunde), Jacob Vicari (freier Journalist)
Moderation: Astrid Csuraji (Konrad Adenauer Stiftung)

Thematisch stand bei diesem Talk die Idee im Vordergrund, nicht nur auf Endgeräten, wie Smartphone, Tablet und Computer Nachrichten visualisieren zu können, sondern auch auf Alltagsgegenständen. Wer sich das Video oben bereits angeschaut hat, dem kommen diese Beispiele schon bekannt vor, ich will sie aber noch einmal nennen, weil ich sie so beeindruckend fand. Jacob Vicari hat einen Prototypen für den „Smirror“, also einen smarten Spiegel gebaut. Dem wurden Morgenroutinen beigebracht. Die Scheibe fungiert dabei als Display. Erkennt der Smirror beispielsweise, dass sich der User davor die Krawatte bindet, zeigt er ihm Techniken zum richtig Binden.

Ich finde das super spannend zu überlegen, wie wir Nachrichten eigentlich noch verbreiten können. Ein Thema war dabei auch – keine Werbung – der Echo Dot, also Alexa, mit dem ich zukünftig selbst auch noch rumexperimentieren werde. Die Ergebnisse teile ich natürlich mit euch! Was mich besonders freut: Jakob Vicari und Astrid Csuraji arbeiten außerdem an Kinderspielzeugen im Rahmen von „Internet of Things“, dabei werden sie seit neuestem auch unterstützt. Ich bin super neugierig, was daraus entsteht. Verfolgen lohnt sich!

„Virtuelle Realität“

Speaker: Gayatri Parameswaran (NowHere Media), Linda Rath-Wiggins (Vragments)
Moderation: Djamila Benkhelouf (NDR/Panorama)

Wie kann Virtual Reality (VR) für den Journalismus genutzt werden? Dazu haben die Speakerinnen dieses Talks referiert. Er zeigte: Die Arbeit kann sehr aufwendig sein, gerade wenn reale Räume und Geschichten nachgebildet werden sollen. Aber: Sie lohnt sich auch und schafft es via Immersion den Usern die Geschichte ganz anders erlebbar und zugänglich zu machen. Eine Diskussion: Sind 360°-Bilder/Videos auch VR? Für Linda Rath-Wiggins schon. Diese Art ließe sich vergleichsweise einfach in Redaktionen umsetzen. Für größere Projekte braucht es natürlich neben dem Equipment auch ein entsprechendes Team. Gayatri Parameswaran betonte auch, dass es wichtig ist, VR-Projekte bei Filmfestivals, Museen und Co. zu präsentieren, um viele Menschen zu erreichen, da der Großteil der Bevölkerung derzeit keine Virtual Reality-Brille besitzt. Auch dieser Bereich kann in Kombination mit Journalismus natürlich noch sehr stark ausgebaut werden, da er in deutschen Redaktionen bisher eher noch stiefmütterlich behandelt wird.

„Darknet Research“

Speaker: Louis Goddard (The Times & The Sunday Times)
Moderation: Daniel Moßbrucker (Reporter ohne Grenzen)

Der Talk von Louis Goddard und seinen tiefgehenden Recherchen, hat uns Zuhörern wieder einmal vor Augen geführt, was in Bereichen des Internets so alles passiert, was der Großteil der Bevölkerung aber gar nicht mitbekommt. Es geschieht im „Darknet“ und ist – nicht gerade überraschend – ziemlich kriminell. Ich persönlich nehme aus dem Talk mit, dass die Programmierung ein wirklich mächtiges Werkzeug ist, mit dem sogar Verbrechen aufgeklärt werden können. Und: Es schlummern Geschichten an Stellen, die wir nicht sofort auf dem Schirm haben, die aber entdeckt werden sollten.

„Deutschlands Blogger“

Speaker: Olaf Hoffjann (Ostfalia Hochschule Salzgitter), Stefan Niggemeier (Blogger)
Moderation: Sanaz Saleh-Ebrahimi (freie Autorin)

„Deutschlands Blogger – Die unterschätzten JournalistInnen?“ So war der gesamte Talk überschrieben und genauso heißt eine dazugehörige Studie, an der unter anderem Olaf Hoffjann beteiligt war. Meine wichtigste Erkenntnis daraus: Blogger*innen und Journalist*innen sind gar nicht so unterschiedlich, wie wir immer vermuten. Außerdem gibt es bei einigen auch Überschneidungen – so ja auch bei mir -, weil sie Blogger und Journalist sind. Außerdem schwierig zu beantworten, meint Stefan Niggemeier: Was ist eigentlich ein Blog und was nicht? Hier geht’s zu den Ergebnissen der Studie: „Deutschlands Blogger“.

„Facebook und die Medien“

Speaker: Julia Jäkel (CEO Gruner+Jahr), Miriam Meckel (Herausgeberin Wirtschaftswoche), Lutz Marmor (Intendant NDR), Guido Bülow (Facebook)
Moderation: Sarah Tacke (ZDF)

Der zweite Tag der Netzwerk Recherche begann dann gleich mit einem großen Streitthema. Journalist*innen sind immer unzufriedener mit dem sozialen Netzwerk, da der amerikanische Großkonzern beispielsweise ziemlich häufig seinen Algorithmus umstellt und sie – so auch ich – das Gefühl haben, dass der Journalismus darunter leidet. Die Reichweiten sind nicht mehr so gut wie vor einigen Jahren, die Medienhäuser fühlen sich gar ohnmächtig Facebook gegenüber. Das Dilemma: Eigentlich wollen sie dort nicht mehr sein, da es aber noch zu den größten sozialen Netzwerken gehört, in dem sich viele Personen ihrer Zielgruppe befinden, können sie der Plattform nicht einfach den Rücken zukehren. Diese teilweise geballte Verzweiflung, aber auch Wut, weil Fakenews sich dort rasant verbreiten können, bekam Speaker Guido Bülow, Strategic Partnerships Manager bei Facebook, zu spüren. Das soll keineswegs abwertend oder gemein den anwesenden Journalist*innen gegenüber gemeint sein. Die drei Vertreter*innen brachten sehr starke Punkte, wie ein kleiner Einblick zeigen soll:

Eine neue Erkenntnis von Facebook-Seite aus, die mir bis dato nicht so bekannt war und die es zu beobachten gilt, ist diese:

„Neues wagen“

Speaker: Daria Minsky (Exponenta), Paul Solbach (Praise), Lina Timm (Media Lab Bayern)
Moderation: Nyasha Busse (nextMedia.Hamburg)

Viele Journalist*innen trauen sich nicht, ein Start-Up zu gründen, obwohl sie super Ideen haben, findet Lina Timm. Sie selbst berät und begleitet diejenigen in Bayern, die doch diesen Schritt wagen. Lina Timm nannte fünf Punkte von Nicht-Gründern mit entsprechendem Gegenargument:

Daria Minsky und Paul Solbach haben sehr kreative Ideen, die derzeit zu einem Start-Up werden. Minsky entwickelt mit ihrem Team „Exponenta“, eine künstliche Intelligenz, die als Co-Writer agiert und dabei hilft, Inhalte zu erstellen. Die Gruppe rund um Solbach realisiert „Praise“, eine App, die er als „Instagram des Qualitätsjournalismus“ bezeichnen würde. Der Talk selbst scheint einige Teilnehmer*innen positive beeinflusst zu haben. Zumindest wurde noch am selben Abend dieser Tweet abgesetzt:

„Verleihung der verschlossenen Auster“

Speaker: Simone Wendler (Lausitzer Rundschau), Martin Wagner (Schwarzwälder Bote), Julia Stein (NDR/SH)
Moderation: Sanaz Saleh-Ebrahimi (freie Autorin)

Die verschlossene Auster, der Negativ-Preis des Netzwerk Recherche, ging in diesem Jahr an AfD-Politiker Harry Ebert. Er ist Bürgermeister in Burladingen und verweigert die Anfragen von Journalist*innen, will sie aktiv von öffentlichen Einrichtungen aussperren. Die weiteren Begründungen der Jury findet ihr hier: „Verschlossene Auster 2018“. Das Medienmagazin ZAPP hatte vorab über die Probleme mit dem Politiker berichtet. Danach folgte die Diskussion über Lokaljournalismus und die dort vorherrschende Beziehung zu Politikern. Das Problem, das die Talk-Gäste unterstrichen: Es ist leichter im Überregionalen Merkel zu kritisieren, als es sich mit dem Bürgermeister zu verscherzen, den man beispielsweise auch beim Einkaufen treffen kann. Trotzdem ganz wichtig: Es muss kritisch berichtet werden.

„Artificial intelligence in journalism“

Speaker: Peter Aldhous (BuzzFeed), Elena Erdmann (ZEIT ONLINE), Timo Grossenbacher (SRF Data)
Moderation: Jannis Brühl (Süddeutsche Zeitung)

Der für mich letzte Talk war unter anderem durch Elena Erdmann und Timo Grossenbacher ein sehr unterhaltsamer. Die beiden neckten sich und zeigten unterschiedliche Ansichten auf. Klar wurde, auch dank Peter Aldhous, dass maschinelles Lernen wichtige Tools mitbringt, die gute Geschichten mit vielen Daten ermöglichen. Laut Erdmann ist aber nicht für alles maschinelles Lernen notwendig, gleichzeitig wird diese technische Methode in Redaktionen sehr selten angewendet. Ich nehme von dem Talk auch mit, dass große Datenmengen bezwungen und in spannende Geschichten umgesetzt werden können. Und, dass maschinelles Lernen als Recherche-Methode, Möglichkeiten für weitere, sonst nicht realisierbare, Stories bietet. Wichtig ist beim Nutzen von „Machine Learning“, genau wie bei anderen Projekten, Folgendes:

https://twitter.com/fexi/status/1013059866976538626

 


Du hast noch weitere Fragen oder Ideen/Anregungen/Feedback zur Netzwerk Recherche 2018 oder dort angesprochenen Themen? Gerne her damit. Entweder als Kommentar unter diesen Blog-Eintrag, per E-Mail (johanna.daher@gmx.de), via Kontaktformular oder über die sozialen Kanäle.

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