„Wir hatten eine Veranstaltung, in der wir Interviews zum Thema Musikgeschmack mit Protagonisten unserer Wahl geführt haben. Eine Technik-Einführung haben wir bekommen, eine theoretische zum Thema Interviews nicht“, erzählten die Teilnehmer einstimmig auf unsere Frage nach ihren Interview-Erfahrungen. Mit einem weiteren Blick in das Modulhandbuch der Medieninformatiker wurde klar: Interviews sind auch kein essentieller Bestandteil des Studiums, Kurse dafür gibt es fast keine.
Genau diese Tatsache und die Game-Konferenz ADD ON für die die Speaker interviewt werden sollten, waren die Hauptgründe, weshalb Jenny Albrecht (Luphalia), Sandra Hanstein und ich in unserem Seminar „Wissensvermittlung“ das Interview-Training als Workshop anboten und thematisierten. Teilnehmer waren deshalb bewusst die fünf weiteren Studierenden des Jahresprojekts zur Game-Konferenz.
Vorbereitung und Ablauf
Wir brainstormten zunächst, welche Elemente in unserem 90-minütigen Workshop, also innerhalb eines ADD ON-Meetings, vorkommen sollten. Letztendlich entschieden wir uns für folgende Punkte:
- Theorie über Interviews: journalistische Aspekte, Formulierung und Auswahl der Fragen, Rolle des Interviewers und des Interviewten, Umgang mit hartnäckigen Interviewpartnern
- Beispiel-Interview: Youtuber LeFloid und Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Juli 2015 (Wie reagieren beide? Was macht LeFloid gut? Was nicht?). Grund: Die Teilnehmer haben es vielleicht schon einmal gesehen und interessieren sich persönlich sehr für YouTube und den dort verbreiteten Content.
- Praxisphase: Untereinander Interviews führen – ein Partner als Interviewer, einer als Interviewter. Für die Interviewten bereiteten wir Protagonisten vor, in die sie sich hineinversetzen sollten, wie „Ingo (37), Bergsteiger, überlebte drei Wochen eingeschneit in einer Höhle. Anschließend gaben wir Feedback.
Mit Hilfe des Vortrags, einer PowerPoint-Präsentation, des Videos, der Fragen, des Handouts und der selbstgeführten Interviews wollten wir so viele Lerntypen wie möglich ansprechen – also sowohl diejenigen, die besser mit auditiven Inhalten lernen können, als auch diejenigen, die visuelle, kommunikative und haptische Inhalte benötigen. Letztendlich entstand folgender Ablaufplan:

Feedback zum Workshop
Die Thematik selbst kam bei den Teilnehmern gut an. So wurde vor allem die Praxisphase sehr unterhaltsam – die Anwesenden dachten sich wirklich kreative Fragen aus. Vor allem die Interviewten wurden sehr spannend und lustig improvisiert, so dass es neben dem Lernerfolg auch einen Spaßfaktor gab. Wir teilten ihnen letztendlich einen Fragebogen aus, um zu erfahren, wie wir uns als Lehrende geschlagen haben. Die Antworten zeigen:
- Das Wissen über Interviews war vor dem Workshop sehr gering und hat sich durch die Weiterbildung sehr gesteigert.
- Die Befragten schätzten sich selbst so ein, dass sie fast alle mit der praktischen Umsetzung sehr gut zurecht gekommen sind.
- Die Erwartungen an den Workshop wurden bei fast allen erfüllt.
- Das Tempo wurde als angemessen empfunden.
Daraus nehmen wir für uns selber mit, dass wir den Kurs ansprechend gestaltet haben. Allerdings hätten wir vorab nach den Wünschen der Einzelnen fragen sollen, um wirklich alle Erwartungen zu erfüllen. Hinzu kommt, dass wir zukünftig noch stärker bei der praktischen Umsetzung unterstützen sollten. Zusammenfassend nehmen wir als Fazit folgende Worte von Rolf Meier (2012, S.6) aus seinem Werk „Wissensvermittlung. In 30 Minuten wissen Sie mehr!“ zur Thematik der Wissensvermittlung mit:
„Wissen zu vermitteln ist eine ebenso interessante wie anspruchsvolle Aufgabe. Wissen zu vermitteln ist deshalb interessant, weil man bei der Vorbereitung von Seminaren und bei der Wissensvermittlung selbst viel über den Lernstoff und noch mehr über die Art und Weise erfährt, wie Menschen lernen, sich verhalten und miteinander umgehen. Wissen zu vermitteln ist deshalb anspruchsvoll, weil es zum guten Teil von Ihnen und Ihrem Seminar abhängt, wie viel Ihre Teilnehmer lernen und wie gerne sie bei Ihnen lernen.“
Die zum Seminar von Professor Daniel Ackermann gehörende Ausarbeitung mit Reflexion, Ablaufplan und weiteren Aspekten der Wissensvermittlung haben Jenny, Sandra und ich heute abgegeben. Dass wir in Zukunft erneut in die Rolle des Lehrenden anstatt des Studierenden schlüpfen, können wir uns sehr gut vorstellen, da wir sowohl vor, als auch während des Workshops sehr viel Spaß hatten.
Worum ging’s im Seminar Wissensvermittlung? Der Kurs ist ein Pflichtmodul des Master-Studiengangs „Medien- und Spielekonzeption“ der Hochschule Harz. Ziel ist es, laut der Erklärungen von Professor Daniel Ackermann, den Studierenden eine Lehrerfahrung und ein damit verbundenes Training im Bereich der Wissensvermittlung zu ermöglichen. Außerdem kann dadurch das eigene Wissen noch einmal aufgefrischt und aufgearbeitet werden, da wir ein Thema unserer Wahl für einen Workshop wählen konnten. Letztendlich soll auch ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, welcher Lerntyp man selbst ist und mit welchen Methoden das Wissen an Dritte weitergegeben werden kann. Der Workshop ermöglicht dann eine besondere Feedbackmöglichkeit des Publikums, um sich mit Blick auf das Berufsleben zu verbessern und an sich und seiner Vortrags- und Lehrweise zu arbeiten.
Du hast noch weitere Fragen zu dem Workshop, dem Seminar Wissensvermittlung oder möchtest unser Handout zum Interview-Training haben? Melde dich gerne. Entweder als Kommentar unter diesen Blog-Eintrag, per E-Mail (johanna.daher@gmx.de), via Kontaktformular oder über die sozialen Kanäle.
2 Gedanken zu „Das eigene Wissen weitergeben“